Das laufende Projekt "Yàn" begann mit zwei Stücken Tuschestein, die ich als Kind für meinen Kalligrafieunterricht verwendete. Obwohl die Kalligraphie in der Sinosphäre immer noch eine wichtige Tradition ist, praktizieren wir sie heutzutage im täglichen Leben fast nicht mehr. Am Anfang habe ich den Tintenstein nur intuitiv geschnitten, geschnitzt und facettiert und versucht, experimentell damit zu arbeiten. Nach und nach entstanden subtile Umrisse, die in gewisser Weise auch der Struktur und Textur von Kalligraphiezeichen ähnelten. Die dekonstruierte Funktionalität und interpretierte Materialität des Tintensteins begegnete der Materialität der Kalligrafie, die sich im Arbeitsprozess gegenseitig beeinflusste. Im Ergebnis wird der Tintenstein zu einem Schmuckstück, das auch zum Träger wird. Was er trägt, ist nicht mehr Wasser oder Tinte, sondern miteinander verwobene Erinnerungen, Traditionen und Identitäten.
Ausbildung
2015-2018 | Master of Fine Arts, Edelstein und Schmuck, Hochschule Trier, DE |
2016-2017 | Erasmus Study, Jewelley and Blacksmithing, Estonian Academy of Arts, EE |
2008 | Vocational training with certificate in silversmithing and jewellery, TW |
Berufliche Stationen
since 2009 | Personal Studio in Taipei (TW) and now in Vienna (AT) |
Bedeutende Ausstellungen
2023 | Duo Solo, "RESONANCE", SCHMUCKE-GALERIE, Berlin, DE |
2019 | Solo, "11", Kunsthalle ART AFFECT & Maler-Zang-Haus, Birkenfeld, DE |
2019 | Duo Solo, "Writing", Galerie Door, Mariaheide, NL |
Auszeichnungen
2022 | Förderpreis, Justus Brinckmann Gesellschaft e.V./ MK&G Freundeskreis, Hamburg, DE |
2022 | Staatspreis, Staatspreis & Förderpreis für das Kunsthandwerk Rheinland-Pfalz, Mainz, DE |
2014 | TALENTE Prize, IHM, Munich, DE |
Weitere Arbeiten von Jiun-You OU
Grassimesse 2022
Das laufende Projekt "yàn" begann mit den beiden Tuschesteinen, die ich als Kind für meinen Kalligrafiekurs verwendete. Obwohl die Kalligrafie im ostasiatischen Kulturkreis immer noch eine wichtige Tradition ist, praktizieren wir sie heutzutage nicht mehr im Alltag. Da die Kalligrafie in meinem heutigen Leben nicht vorkommt, kam ich auf die Idee, die Tuschesteine intuitiv und spontan zu schneiden, zu schnitzen und zu facettieren. Nach und nach ähneln die Formen und Texturen zufällig den Schriftzeichen der Kalligrafie in gewisser Weise. So werden dekonstruierte Funktionalität und interpretierte Materialität hier auf hinterhältige Weise zu Trägern von miteinander verflochtenen Traditionen, Erinnerungen und sogar Identitäten.