Archiv

2012

Grassimesse 2012

Preisträgerinnen und Preisträger

Gian Luca Bartellone

Grassipreis der Galerie Slavik

Martin Möhwald

Apolline-Preis

Alexander Seitz

Grassipreis der Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung

Sven Temper

Grassipreis der Sparkasse Leipzig

Specials

Galerie Helmrinderknecht

"Die bronzenen Objektgefäße aus der Serie Objets mélancoliques von Frédédric Dedelley können als Schalen, Vasen oder Behälter benutzt werden. Sie überzeugen aber auch allein durch ihre skulpturale Präsenz. Alle acht Objets mélancoliques basieren auf geometrischen Grundformen, deren Strenge durch den Produktionsprozess aufgebrochen werden: Die endgültige Form der Gefäße wird erst durch den archaischen Herstellungsprozess des Ausschmelzverfahrens, auch verlorene Form genannt, sowie das Material Bronze bestimmt. Kleine Imperfektionen, der Zufall und die raue Qualität der Oberfläche geben jedem Gefäß eine ureigne Schönheit und einen eigenwilligen Charakter. Eigenschaften aus dem Industriedesign verbindet Dedelley gekonnt mit denen des Kunsthandwerks. Durch individuelle Farbnuancen und Unterschiede in der Oberflächenqualität ist jedes Objekt ein Unikat. Mit seinem Utopie-Projekt Hotel Dresden reflektiert Hermann August Weizenegger die Ideenwelt einer Werkkonzeption des europäischen 19. Jahrhunderts. Damals träumte eine ganze Künstlergeneration von der ästhetischen Synthese der Künste, die sich in einem universalen Gesamtkunstwerk verwirklichen sollte. Mit Traditionsbetrieben aus dem Raum Dresden und Bayern hat Weizenegger
ein Netzwerk geflochten, das Werkstätten, Manufakturen, Kunsthandwerk, Modedesign, Schmuckschaffende sowie bildende Künstlerinnen und Künstler zusammengeführt. Sie geben der Utopie Hotel Dresden eine materielle Realität. Seine umfassende Rekonstruktion der Empfangshalle des Hotels mit Objekten und entsprechendem Mobiliar präsentiert sich dabei als sorgsam ausgedachte Erfindung des Designers." (Hermann August Weizenegger und Frédéric Dedelly) 

Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim (HAWK)

Fakultät Gestaltung, Leitung: Georg Dobler

"Die traditionsreiche Geschichte, hervorragend ausgestattete und betreute Werkstätten sowie ein zeitgemäßes Lehrangebot im Bachelor- und Masterstudiengang bieten beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Designstudium an der Fakultät Gestaltung der HAWK Hildesheim. Das modulare, interdisziplinäre Kursangebot lässt klassische Aufgaben und Berufsfelder durch fachübergreifende Verbindungen verschmelzen. Nach dem gemeinsamen Grundstudium entscheiden sich die Studierenden für ein Lehrangebot wie Metallgestaltung, Innenarchitektur und Corporate-, Produkt-, Grafik-, Advertising-, Lighting- oder Farb-Design. Die Studienrichtung Metallgestaltung kultiviert Eigenständigkeit, pflegt aber auch die Nähe zu Produkt-Design, Innenarchitektur sowie Lighting-Design und nutzt die Werkstätten gemeinsam. An der HAWK versteht man zeitgemäße Gestaltung und Metallgestaltung im angewandten Bereich als Disziplin des Handwerks. Dazu zählt der experimentelle Umgang mit Materialien, gepaart mit innovativen Konzepten." (HAWK) 

Akademie der Bildenden Künste, Nürnberg

Klasse Gold- und Silberschmieden

"Der Studiengang für Interessierte mit handwerklichen Vorkenntnissen im Bereich Gold- und Silberschmieden umfasst den Entwurf von Schmuck und Gerät, die Ausführung des Einzelstücks, Modellentwicklungen für die Serie sowie Übungen und Experimente in allen fachlichen Techniken. Dozenten und Studierende besprechen gemeinschaftlich die Arbeitsthemen, wobei die Studierenden ihre Themen frei wählen können und dabei begleitet werden. Die fertigen Arbeiten werden mehrmals jährlich bei Ausstellungen
und Messen mit einem eigenständigen Ausstellungskonzept vorgestellt. Da besonderen Wert auf Eigenständigkeit und Innovation gelegt wird, bietet die Akademie der bildenden Künste Nürnberg ein ausgezeichnetes Forum für freie Gestaltung. Vielfältigkeit, der persönliche Austausch sowie die eigenständige Entwicklung im Fachbereich sind das Aushängeschild der Gold- und Silberschmiedeklasse. In der 350-jährigen Erfolgsgeschichte der Akademie wurden jederzeit die Techniken und Materialien der Zeit angepasst und auch die klassische Handwerkskunst gepflegt. Die Studierenden werden stets angeregt zu Experimenten, in denen sie neuartige Gebiete erschließen. Motivation zur freien Entfaltung lautet das Motto der Hochschule." (Akademie der Bildenden Künste)

Projekt Ü60: Design für morgen

"Produkte für Ältere zu entwickeln, ist nicht neu. Seit Jahren wächst das Interesse an den sogenannten „jungen Alten“. Das Projekt „Ü 60 – Design für morgen“ greift dieses Thema mit originellen und zum Teil innovativen Konzepten auf. Drei Hochschulen aus Schneeberg, Halle und Bozen entwickelten während eines Semesters Designobjekte für älter werdende Menschen. Darüber hinaus wurde aber auch ganz grundsätzlich über den Sinn und den Prozess des Alterns und seine gesellschaftliche Relevanz nachgedacht. Neben gemeinsamen Gesprächen gab es Workshops, Exkursionen und Vorträge. Die Studierenden sollten mit ihrer kreativen Freiheit unkonventionelle und inspirierende Lösungen finden. Wichtig war von Anfang an, dass sie nicht nur an die jetzige ältere Generation dachten, sondern auch sich selbst als „die Alten von Morgen“ wahrnehmen. Die Studierenden im Bereich Holzgestaltung, Produkt und Objektdesign der Fakultät für Angewandte Kunst in Schneeberg haben sehr praktische und innovative Produkte aus Holz entwickelt: vom Topfgriff bis zur kleinen mobilen Gartenstation. Das Team der Burg Giebichenstein aus Halle wollte nicht nur notwendige Funktionen im Design erfüllen und positive Emotionen wecken, sondern vor allem eines: Sinn stiften. Die Ergebnisse dieser Hochschule reichen von mobilen Objekten zur Bewahrung des Gleichgewichtssinns bis zur Begegnungsstätte für fit gebliebene Ältere mit gestressten Jüngeren, welche die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit im Beruf bereits überschritten haben. Das Projekt „LebensFormen“ der Freien Universität Bozen basiert auf einem konzeptuellen Ansatz, der sich bewusst nicht mit Gestaltung als problembezogene Hilfestellung auseinandersetzt. Das Altern wird hier als ein wesentlicher emotionaler Veränderungszustand von gesellschaftlicher Relevanz begriffen. Dargestellt werden Lebensgeschichten von Älteren, zu denen jeweils der Entwurf eines Objektes als dreidimensionale gestalterische Interpretation gehört. Mein größter Wunsch als Initiatorin dieses Projektes ist, dass diese intensive und sehr fruchtbare Zusammenarbeit das Interesse und die Aufmerksamkeit eines breiten Publikums erreicht. Der Bedarf ist groß, die Aufgabe auch. Abschließend möchte ich mich noch zwei Stiftungen würdigen, ohne deren großzügige Unterstützung dieses Projekt nicht hätte stattfinden können: die Robert Bosch Stiftung aus Stuttgart und die Paul-Riebeck-Stiftung zu Halle an der Saale." (Lilly Bozzo-Costa)

Freie Universität Bozen 

Lebensgeschichte - zum Projekt Lebensformen von Anna Lorenzi

"Während der siebziger Jahre war mein Opa Bürgermeister meines Heimatdorfes; er wohnte dort mit meiner Oma und ihren vier Kindern, im selben Haus, in dem meine Familie heute lebt. Oma erzählt mir oft davon, wie Opa jede Woche an den vielen Versammlungen des Gemeinderats teilnehmen musste. Am Morgen verließ er das Haus, arbeitete den ganzen Tag, und am Abend saß er dem Gemeinderat vor. Er kam nie zur selben Zeit nach Hause, und oft brachte er Gäste mit: Gemeinderäte, Assessoren, Mitglieder der Oppositionsparteien, Freunde. Die Uhrzeit war dabei ebenso wenig von Bedeutung wie die Tatsache, dass alle wegen ihrer Arbeit am nächsten Tag wieder früh aufstehen mussten. Wenn Opa mit diesen mehr oder weniger zahlreichen Gästen ankam, ging er in die Stube hinab, sammelte alle Stühle, die sich im Haus finden ließen und hieß alle rund um den großen Tisch willkommen. Manchmal geschah es, dass die vorwiegend männlichen Freunde auch von ihren Frauen begleitet wurden, oder
sogar von ihren Kindern. Oma, die über diese regelrechten Überfälle nie rechtzeitig benachrichtigt wurde, musste für die Gäste immer schnell etwas auf den Tisch zaubern, oft auch ein richtiges Abendessen. Dann wurde eine lange Tischdecke ausgebreitet, auf der Teller, Besteck, Servietten und Gläser (die aufgrund des Platzmangels oft von den Gästen in den Händen gehalten werden mussten) aneinandergereiht wurden, und die Stühle wurden um den Tisch verteilt." (Auszug aus dem Originaltext) 

 

Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

"Roller TransBoard. Eine verbreiterte Achse gibt Standsicherheit, die Haltestange erleichtert das Lenken durch Gewichtsverlagerung und die Handbremse kontrolliert die Geschwindigkeit. Zwischen den größeren Rädern können Lasten transportiert werden. Nabenmotoren sowie ein Navigationsgerät sind optionale Bestandteile des Konzepts." (Tino Kalettka + Hannes Trommer)

"Handlaufsystem Walk the line. An den dreidimensionalen Handlauf können sowohl funktionale Adaptionen wie Regale, Ablageflächen, Sitzmöglichkeiten, Garderoben oder auch kleine Schaukästen, Vitrinen und Bilderrahmen angebracht werden. Alle Stauräume sind gut zu erreichen; unterhalb der Hüfthöhe ist notwendiger Bewegungsraum gewährleistet. Ein standsicherer Tisch wird zum ergonomischen Handlaufmöbel." (Kristin Overbeck)

"Wohntonne mit Bad. Die demographische Entwicklung nimmt immer dramatischere Züge an. Die Sozialsysteme werden kollabieren und eine überalterte Gesellschaft hervorbringen, die von Krankheit, Armut und Kriminalität geprägt ist. Obdachlos und sich selbst überlassen müssen die Alten der Zukunft jede Ressource nutzen, die ihnen vor den Rollator kommt – ein realistisches oder ein zu vermeidendes Zukunftsszenario?" (Philipp Stingl)

 

Westsächsische Hochschule Zwickau

Angewandte Kunst Schneeberg. Holzgestaltung, Produkt- und Objektdesign

"Mobile Pflanzstation. Für viele Menschen wird die Verbundenheit zur Natur zunehmend wichtiger. Sie wollen ihrem Hobby „Garten“ auch im hohen Alter noch nachgehen können. Die mobile Pflanzstation ermöglicht ein problemloses Bepflanzen und Umtopfen durch eine angenehme, rücken- und knieschonende Arbeitshöhe." (Carolin Schultze)

"Farbturm. Die bunten stapelbaren Bausteine fördern die Greifmotorik und das Verständnis von Farben bei älteren Leuten. Die Spielregel besteht in der farblichen Zuordnung der Bausteine. Mit den bedruckten Grundscheiben kann man die bunten Kegel zusammenbauen. Das Stapelspiel kann allein oder zu mehreren gespielt werden." (Kanjanee Srisuk)

"Flexibler Topfgriff. Gelenkerkrankungen gehören zu den häufigsten Leiden im Alter. Durch Gelenkabnutzung werden ganz alltägliche Tätigkeiten, wie zum Beispiel das Kochen, schmerzhaft. Der Topfgriff, der auf jeden herkömmlichen Kochtopf passt, erleichtert das Tragen der Töpfe." (Raphael Biller)

Erfurter Schmucksymposium

"Musik baut Brücken - Schmuck auch, oder wie baut man mit Musik Schmuck"

"Während des 14. Erfurter Schmucksymposiums vom 3. bis 19. August 2012 wagte man das Experiment, inter-disziplinär zu den Themen Musik und Schmuck zu arbeiten. Neben den SchmuckkünstlerInnen Attai Chen (Israel), Sungho Cho (Südkorea), Christopher Thompson-Royds und Karola Torkos (Großbritannien), Flóra Vági (Ungarn) sowie Heike Gruber, Ulrike Kraus und Mandy Rasch (Deutschland) nahmen der Maler/Bildhauer Martin Konietschke sowie der Pianist und Komponist Holger Mantey (Deutschland) teil. Der tägliche Kontakt in der Werkstatt, Gespräche, Beobachtungen und gemeinsame Exkursionen brachten allen Teilnehmern neue Anknüpfungspunkte für die eigene Arbeit. Das Symposium findet im Zweijahresrhythmus statt. Zehn internationale Künstlerinnen und Künstler arbeiten zwei Wochen lang gemeinsam in den Künstlerwerkstätten der Stadt Erfurt. Ziel der Zusammenarbeit sind neben fertigen Werkstücken ebenso Arbeitsproben, Skizzen, die Dokumentation von Prozessen, technische Innovationen, die Erschließung neuer Werkstoffe sowie interdisziplinäre Erweiterungen des jeweiligen Arbeitsgebietes."

Die Jury 2012

Prof. Georg Dobler

Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst, Hildesheim

Sabine Epple

Kuratorin Sammlungen Moderne GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig

Dr. Petra Hesse

Direktorin, Museum für Angewandte Kunst Köln

Dr. Eva Maria Hoyer

Direktorin, GRASSI Museum für Angewandte Kunst

Benigna Klemm

Kuratoriumsmitglied Carl und Anneliese Goerdeler-Stiftung

Prof. Kuno Prey

Designer, Gründungsdekan und Professor an der Fakultät für Design und Künste an der Freien Universität Bozen (I)

Lars Quadejacob

Chefredakteur der Zeitschrift "design raport"

Prof. Susanne Schwarz-Raacke

Weißensee Kunsthochschule Berlin, Produktdesign