Grassimesse 2013
Preisträgerinnen und Preisträger
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Internationaler Marianne Brandt Wettbewerb 2013
Marianne Brandt – dieser Name steht für eine besondere Handschrift in der Produktkultur der Moderne. Er steht zugleich für eine der selbstbewussten Entwerferinnen am Bauhaus. Ihre Arbeit in Erinnerung zu halten, deren wegweisenden Charakter darzustellen und deren Komplexität immer wieder neu zu thematisieren sowie als Inspiration an heutige Gestalter weiterzureichen, ist Ziel des 2000 gegründeten Wettbewerbs. In diesem Jahr stand er unter der Überschrift Die Poesie des Funktionalen. Dieses Spannungsfeld hat auch viele Arbeiten Marianne Brandts geprägt. Das Thema erinnert auch an die Anfänge des Designs, als Künstler sich entschlossen, Nützliches zu gestalten und eine angewandte Kunst zu betreiben, ohne dabei die Kunst als solche aufzugeben. In der Sonderkategorie des Wettbewerbs waren Designer in diesem Jahr aufgefordert, unter dem Motto Cradle to Cradle konzeptionelle Beiträge zur Aktualisierung und zum Neudenken einer im Wortsinne radikalen Kreislaufwirtschaft zu leisten. Die wörtliche Bedeutung Von der Wiege zur Wiege bezeichnet poetisch und widerständig die Alternative zur industriellen Sackgassenproduktion Cradle to Grave (Von der Wiege zur Bahre).
Neues aus dem Perm
Die 291 Millionen Jahre alten verkieselten Hölzer aus dem Versteinerten Wald Chemnitz, ihre geheimnisvolle und faszinierende Ästhetik standen im Mittelpunkt eines internationalen Schmuck-Workshops. Die Kuratorin Professor Ines Bruhn hatte elf SchmuckgestalterInnen aus sieben Ländern zu einem spannenden Dialog von Naturgeschichte und künstlerischer Interpretation eingeladen: Beate von Appen, Georg Dobler, Beate Eismann, Mari Ishikawa, Heike Lau, Birgit Laken, Margit Jäschke, Märta Mattsson, Martin Papcun, Deganit Stern Schocken und Flora Vagi. Den Hintergrund bildeten aktuelle Ausgrabungen sowie wissenschaftlich bedeutsame Entdeckungen im Stadtgebiet. Inspiriert von den jüngsten Forschungsarbeiten des Museums für Naturkunde Chemnitz konnten die KünstlerInnen individuelle thematische Bezüge herstellen und gestalterisch umsetzen. Innerhalb von sechs Monaten sind in den Ateliers Schmuckstücke und Objekte entstanden, die dem Material aus dem Perm eine starke aktuelle Präsenz verleihen und es in überraschende zeitgenössische Zusammenhänge stellen.
Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle
Fachbereich Textildesign, Leitung: Prof. Bettina Göttke-Krogmann
"Das Verständnis von Luxus unterliegt gegenwärtig einem starken Wandel und das Bedürfnis nach substantieller Qualität der Dinge wächst wieder. Nach dem schnelllebigen Konsum der Jahrtausendwende steigt das Verständnis für fairen Handel, nachhaltige Produktion und regionale Güter immens. Auch wenn beim Begriff Luxus die pompöse Jacht und das schnelle Auto eher genannt werden als edle Alpakadecken und feine Seidenkrawatten, so werden doch Aspekte wie Authentizität, Qualität und Nachhaltigkeit mehr und mehr als luxuriöse Werte empfunden. Der Begriff Manufaktur erlebt eine Renaissance und definiert sich als Unternehmensform, die aufwändig handgemachte Produkte seriell herstellt. Die Verwendung edler Materialien relativiert den hohen personellen Einsatz bei der Fertigung. Im Gegensatz zum 18. Jahrhundert, als es den Manufakturen in vorindustrieller Zeit nur um serielle Produktionsmethoden ging, entstehen heute insgesamt sehr hochwertige Produkte. Sie unterscheiden sich jedoch von Unikaten des Kunsthandwerks. Die Verwendung von hochwertigem Material in Manufakturproduktion bietet die Basis. Für eine fiktive Manufaktur wurden Stoffe entwickelt, die Wertigkeit und Materialgerechtigkeit ausdrücken. Stoff wird zum zeitgemäßen Luxusprodukt. Die Studierenden der Textilklasse haben sich dabei mit den Begriffen Wert, Qualität und Luxus auseinandergesetzt und nach alten textilen Techniken geforscht und diese neu belebt."
Hochschule Luzern Design & Kunst
Objektdesign, Leitung: Prof. Frédéric Dedelly
"Studierende der Hochschule Luzern und die Formensprache der Linck-Keramik
Aus der Zusammenarbeit der Hochschule Luzern – Design & Kunst mit der Manufaktur Linck Keramik ist eine Reihe von Objekten entstanden, welche die Entwürfe von Margrit Linck (1897–1983) aufgreifen und formal weiterdenken. Die Objektdesign-Studierenden haben sich dem Spiel von Grundformen, Formgegensätzen und Konturen gewidmet und sich der zentralen Frage nach der Entwicklung einer eigenen Formensprache gestellt. Aus dieser vertieften Auseinandersetzung sind neun ausformulierte Entwürfe entstanden. Zwei davon, Die Etagère von Zoe Vaistij und unscheinbar präzis von Nina Goldiger werden von Linck Keramik in einer exklusiven Edition hergestellt und sind auf der Grassimesse in Leipzig zu erwerben. Die Hochschule Luzern – Design & Kunst ist die älteste Kunst- und Design-Ausbildungsstätte der Schweiz. Die Studienrichtung Objektdesign befähigt zum Bachelor of Arts in Produkt- und Industriedesign. Linck Keramik ist eine der wenigen Manufakturen der Schweiz, die ihre Kollektion seit 1942 und bis heute Stück für Stück von Hand auf der Töpferscheibe herstellt."
Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim (HAWK)
Fakultät Gestaltung, Leitung: Prof. Georg Dobler
"Gestaltung als Disziplin des Handwerks
Die traditionsreiche Geschichte, hervorragend ausgestattete und betreute Werkstätten sowie ein zeitgemäßes Lehrangebot im Bachelor- und Masterstudiengang bieten beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Designstudium an der Fakultät Gestaltung der HAWK Hildesheim. Das modulare, interdisziplinäre Kursangebot lässt klassische Aufgaben und Berufsfelder durch fachübergreifende Verbindungen verschmelzen. Nach dem gemeinsamen Grundstudium entscheiden sich die Studierenden für ein Lehrangebot wie Metallgestaltung, Innenarchitektur und Corporate-, Produkt-, Grafik-, Advertising-, Lighting- oder Farb-Design. Die Studienrichtung Metallgestaltung kultiviert Eigenständigkeit, pflegt aber auch die Nähe zu Produkt-Design, Innenarchitektur sowie Lighting-Design und nutzt die Werkstätten gemeinsam. An der HAWK versteht man zeitgemäße Gestaltung und Metallgestaltung im angewandten Bereich als Disziplin des Handwerks. Dazu zählt der experimentelle Umgang mit Materialien, gepaart mit innovativen Konzepten."
Westsächsische Hochschule Zwickau
Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg, Projektbetreuung: Prof. Jochen Voigt
"Zinnvoll - ein materialästhetisches Experiment
Zinn ist ein wunderbares Metall, aber kaum ein typischer Werkstoff für angehende Holzgestalter. Eigentlich eine wunderbare Konstellation, da keine Befangenheiten die Kreativität hemmen können. Im sächsischen Erzgebirge begleitet das hier vorkommende Zinn über Jahrhunderte die kulturelle Entwicklung, bis es im 20. Jahrhundert stark an Bedeutung verliert. Seit kurzer Zeit ist es wieder in aller Munde, denn Wissenschaftler vermuten 160 000 Tonnen Zinn unter den Bergen des Süderzgebirges - das größte Vorkommen der Welt. Euphorie und Angst halten sich die Waage. Wo die einen bereits von Reichtümern träumen, befürchten die anderen eine beispiellose Zerstörung der Umwelt. Das silbrige Metall spaltet die Menschen: Anlass für acht Schneeberger Designstudenten, die Faszination des Metalls auf künstlerischem Weg zu erkunden. Unter dem Motto Kitsch zu Kunst wurden historisierende Kunstgewerbeartikel aus Zinn erworben, in einer künstlerischen Aktion eingeschmolzen und zu neuen Objekten umgeformt. Das vollkommen freie, sehr experimentelle, Herangehen zeitigte erstaunlich poetische Ergebnisse, die von hauchdünnen, wie poliert wirkenden Gebilden an zarten Fäden (Lukas Meier) über Naturabgüsse von Blättern, die sich im
Wind wiegen (Yukiko Umezawa), bis hin zu abstrakten Formen von beachtlicher Materialstärke reichen, die in Linie gestellt wie eine Parade von Phantasietieren wirken (Katharina Häffner). Dreißig Objekte und ein künstlerischer Film dokumentieren
die Ergebnisse eines Semesters, in dem auf ungewöhnliche Art der Ästhetik eines Metalls nachgespürt wurde. Beteiligte Studenten: Lukas Meier, Yukiko Umezawa, Jacob Frisch, Katharina Häffner, Carolin Reinhardt, Maria Hofmann, Christine Siebert und Christel Hollstein."
Staatliche Zeichenakademie Hanau
Klasse Silberschmiede, Betreuer: Andreas Decker, Bruno Sievering-Tornow
"Die Staatliche Zeichenakademie Hanau wurde 1772 gegründet. Sie bietet eine innovative Aus- und Weiterbildung für Gold- und Silberschmiede, Metallbildner, Graveure und Edelsteinfasser. Unter Betreuung von Gestaltungsdozenten werden eigenverantwortlich Entwürfe von der Themenidee über die Gestaltungskonzeption bis zum fertigen Produkt ausgeführt. Die Silberschmiede entwickeln Objekte des Alltags, die jenseits des visuellen Lärms zum Innehalten, bewussten Wahrnehmen, zu mehr Sinnlichkeit und Identifikation aufrufen. Nicht Innovation als Selbstzweck, sondern die jeweilige individuelle Neuformulierung von Funktion und Inhalt ist das Ziel. Der Herstellungsprozess der Unikate ist langwierig, das bevorzugte Material Silber einzigartig und kostbar."